Donnerstag, 3. Oktober 2019

im Regen zu Besuch bei den Wikingern...



3.10.19     1.Landgang in Kanada  -  St. Anthony



Bei Regen erreichen wir St. Anthony an. Es ist eine Erlösung nach 5 Tagen auf dem Wasser.
Die und Temperaturen liegen knapp über dem Gefrierpunkt. Heute früh sind hier erste Schneeflocken gefallen. Der Wetterbericht hatte uns 15% und weniger Regenwahrscheinlichkeit versprochen. Diesen Wetterbericht kann man auch vergessen.





Es regnet beim Tendern, während der einstündigen Busfahrt und auch die ganze Zeit in L'Anse aux Meadows. Dorthin habe ich einen Ausflug gebucht.


Trotz des Regens erkennt man durch die Scheiben des Busses eine wunderschöne Landschaft mit Bächen, Tümpeln, kleinen, größeren Seen und Meeresbuchten. Die Landschaft ist flach, kommt mir  hochmoorartig vor mit felsigen Erhebungen.





Die Laubfärbung hat begonnen, allerdings sind da wo wir fahren, mehrheitlich Nadelbäume.
Wir passieren einige Häuser, eine kleine Ansiedlung mit einer großen Schule für ganze 30 Schüler.
Kirchen sind den Schulen zahlenmäßig überlegen, kein Wunder, bei den unzähligen evangelikalen Grüppchen, die als Seelenfänger auch ihr Unwesen treiben. 
In dieser Gegend gibt es viele Elche, derzeit sei Jagdsaison weswegen sie sich in Wäldern verstecken würden.
Die Winter seien sehr kalt hier oben. Die letzte Schneesaison habe von November bis Mai gedauert. Da lohnt es sich kaum, das Schneemobil - offenbar ein Winterauto- einzumotten. Kein Wunder, dass ich es bei einigen Häusern im Garten entdecke.
Geheizt würde mit Holz, was die großen Stapel an den Straßen erklärt.

Im ehemaligen Wikinger- Siedlungsgebiet angekommen, laufen wir gleich nach einem Einführungsfilm bei gruseligem Wetter über die Holzplanken.



Eine tolle Übersichtsaufnahme zeigt das Foto, was ich in einem Buch gefunden habe.




Es weht ein strammer Wind, der meinen Schirm ziemlich demoliert. Mein Regenmantel flattert an meinen Schultern herum. Ich hatte anfangs versucht, mit den Ärmeln durch den Halsausschnitt reinzuschlüpfen. Die Idee war nicht so gut. Nur dank Marlis' Hilfe wurde ich rasch aus dem Chaos befreit. So ein Flattermantel ist bei Wind für den Müll.  
Mit der Zeit gewöhne ich mich daran und schaffe es irgendwie, ein paar Fotos im Freien zu machen, auf denen die tatsächliche Wettersituation aber gar nicht richtig zum Ausdruck kommt.






Das ist die "Skulptur des Zusammentreffens zweier Welten". 45.000$ wurden gesammelt, damit 2 Künstler die Skulptur gestalten. Sie soll das Zusammentreffen von Migration aus westlicher und östlicher Richtung darstellen, das sich hier beim Eintreffen der Wikinger vor 1000 Jahren in L'Anse aux Meadows abspielte. 2002 wurde die Skulptur enthüllt, nicht ohne zu betonen, dass die Wikinger nicht in ein leeres Land gekommen waren. Dieses Land war damals bereits von Menschen einheimischer Stämme besiedelt!











So eine winzige Hütte (unten) könnte als Gefängnis gedient haben.








L'Anse aux Meadows ist mittlerweile Weltkulturerbe. 2 kleine Siedlungs- Nachbauten sind zu besichtigen. In den Gebäuden, deren niedrige Wände aus Torfziegeln bestehen, zeigen Menschen, wie das Leben damals vielleicht ausgesehen haben könnte.
Etwa um das Jahr 1000 sollen sich Wikinger von Grönland bzw. Island aus kommend am nördlichen Ende von Neufundland niedergelassen haben. Von langer Dauer soll das nicht gewesen sein, wahrscheinlich nur für ein paar Jahre. Aber deutliche Spuren haben sie hinterlassen, die 1960 von norwegischen Forschern entdeckt wurden.
8 mit Gras verkleidete Holzhäuser und Spuren von Eisen wurden nachgewiesen, auch wurden ein Wetzstein, eine Spinnwirtel und eine Nadel aus Bronze gefunden. Erst 500 Jahre später fand Christoph Columbus den Weg nach Amerika.








Auch eine „Werft" existiert, in der es so aussieht, als würde ein großes Holzboot fertig gestellt.






Trotz des scheußlichen Wetters gefällt es mir in L'Anse aux Meadows sehr gut!










Ein stolzer Wikinger kommt vorbei und präsentiert sich gerne für ein Foto.






Wir gehören zu den letzten Touristen dieser Saison. Nach uns wird alles abgesperrt, bis es 2020 wieder losgeht.
Bei Sonnenschein wäre diese Bank verlockend, um das Meer zu beobachten und den Gedanken nachzuhängen.



Rechtzeitig zur Ankunft unseres Busses im Hafen klart das Wetter auf, und die Sonne kommt raus!



Nach einem kurzen Stopp im nahen CoffeeShop mit Tee, hausgemachtem Beerenkuchen und vor allem freiem Wifi, begebe ich mich mit Marlis auf den Teehaus Pfad, den man auch als Schiffsausflug in Begleitung hätte buchen können. 



Mutterseelenallein spazieren wir gemütlich bergauf durch einen verwunschenen Wald mit urwaldähnlichem Baumwuchs. Was umfällt, darf liegenbleiben. Es fallen mir eine ganze Menge toter Bäume auf, die ihr dürres Gerippe trotzig in die Höhe recken. Mal wird ein Käfer, mal eine Laus, mal das Wetter dafür verantwortlich gemacht. Unsere Reiseleiter wissen den Grund offenbar auch nicht. Nachdenken auf der Bank  bringt mich da dann nicht weiter. und Ausruhen gibt es nicht. Wir haben immer ein enges Zeitfenster zu beachten, wenn wir nicht hinter unserem Schiff verschwimmen wollen!



Unzählige Bartflechten hängen wie Weihnachtsdekoration von Ästen herab. Im Unterholz haben sich verschiedene Pilzsorten ausgebreitet. Die späten Sonnenstrahlen bringen die bunten Blätter und roten Beeren zum Leuchten.






    Ohne lange zu suchen finde
    ich im Umkreis von ein paar   
    Metern diese verschiedenen 
    Pilze. Essbar erschien mir keiner. 






Am interessantesten erscheint mir dieses schwarze schmierige Pilzknäuel (links unten), das haufenweise herumsteht. Ich habe überhaupt keine Ahnung, was das für ein Pilz ist.
. 






In so einem großen Wald kann man leicht verschwinden. Marlis war nur ein bisschen vorausgegangen, und ich stehe auf einem Felsen, sonst wäre ich gar nicht zu sehen.




Von verschiedenen Aussichtspunkten kann man auf das Meer, die Felsen, die Klippen und auch auf die Amadea schauen.



Ganz oben stand wohl früher ein Teehaus, jetzt ist es nur noch ein toller Aussichtspunkt bei schönem Wetter. 
Die Ausflügler von der organisierten Schiffsgruppe tauchen auf, und wir tauchen schnell wieder im Wald unter. 
Den Weg bergab begleitet uns ein winziger Bach, der so laut plätschert, dass sogar meine schwächelnden Ohren ihre wahre Freude daran haben.






Zum Abschied machen wir noch einen kleinen Rundgang im ehemaligen Grenfell Wohnhaus, heute ein kleines Museum. 



Elchköpfe zieren die Wände, Walfischzähne die Anrichte. In der guten Stube hat sich ein stattlicher Eisbär ausgebreitet, sein Leben hat er für so einen privilegierten Platz vor dem Kamin allerdings hergeben müssen. 








Der englische Arzt Sie Wilfred Grenfell hat Ende des 19. Jahrhunderts in dieser Region ein bis heute funktionierendes Gesundheitssystem aufgebaut und sich damit sehr verdient gemacht, der gesamten Region einen positiven Auftrieb gegeben. Das große Krankenhaus am Hafen trägt seinen Namen, und an allen Ecken begegnet man irgendeinem Hinweis auf ihn und seine Verdienste.


In der recht dunklen, runden Eingangshalle des Krankenhauses ist die gesamte Wandfläche von einem Künstler namens Jordi Bonet gestaltet worden. Er hat die Wände in 8 Abschnitte unterteilt und mal mehr, mal weniger abstrakte „Bilder" angefertigt. Letztendlich ist auch das ein Huldigung an Grenfell, der offenbar unendlich verehrt wird.
Bei entsprechender Ausleuchtung hätte das Kunstwerk sicher beeindruckender auf mich gewirkt. 




Draussen hat die Natur noch ein paar kleine Wunder bereit. Wir haben schließlich schon Herbst, und der Winter ist nicht mehr weit.




Am Wasser wartet schon das Tenderboot auf die letzten Ausflügler.


Das nette Bergrüßungsbanner war mir heute morgen im Dauerregen gar nicht aufgefallen.



Einer der Männer von der Tenderboot- Crew will unbedingt ein Foto von mir machen. Warum nicht. Er hatte wohl nicht viel zu tun. Die meisten Leute waren schon an Bord. 
Heute habe ich mich sowieso schon reichlich auf die Festplatte bannen lassen, da kann ruhig noch was dazu kommen. Und meine neue kuschelweiche Ringelmütze ist nun auch verewigt.
Ich habe sie einem nochmaligen Stopp im Coffeeshop gekauft und, da es gerade wieder anfing zu regnen, gleich aufgesetzt



Die Begrüßung fällt freundlich wie immer aus. 
„Willkommen daheim" heißt es meistens, und der Kreuzfahrtdirektor steht eigentlich fast immer zur Begrüssung bereit, zumindest wenn ganze Gruppen zurück aufs Schiff kommen. Während der ganzen Reise habe ich ihn nicht einmal unfreundlich erlebt. Das ist nicht auf allen Schiffen so!


Das letzte Tenderboot wird an Bord gehievt und festgemacht.
Nach so einem langen, nasskalten, aber erlebnisreichem Tag ist das Eintreffen in der eigenen warmen, trockenen Kabine tatsächlich so etwas wie ein Heimkommen.
Sonnenuntergang und ein Regenbogen runden den Tag ab.







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