Freitag, 27. September 2019

Cobh - Irlands Auswandererhafen

27.9. 19


Die nächtliche Überfahrt von England nach Irland war bewegt wie die Geschichte der beiden Länder miteinander. Am nächsten Morgen war mir nur noch übel. Wir hatten Windstärke 9,5 und 3,5 m hohe Wellen. Ich habe die Zeit bis zur Ankunft gegen Mittag auf dem Bett verbracht.
Dann endlich kam die Erlösung. Anlandung in dem schönen Ort Cobh.


Eigentlich sollte das Schiff in Ringaskiddy anlegen. Nun liegen wir halt in Cobh (gesprochen: Cov ), von wo aus man einen Zug direkt vom Hafen aus nach Cork, der drittgrößten Stadt Irlands nehmen könnte, wenn man Zeit hätte.
Cork Harbour zählt zu den grössten Naturhäfen der Welt und hat 2 Pasassagierterminals. Eins liegt in Ringaskiddy und eines in Cobh.
Ich habe einen Ausflug zum Charles Fort und nach Kinsale gebucht. Das bekannte Blarney Castle habe ich bereits bei meiner Rundreise durch Irland kennengelernt, auch dorthin wurde ein Ausflug angeboten.

Vor den Bussen protestieren einige Menschen stumm und halten Schilder hoch. Sie protestieren seit bald einem Jahr nicht gegen die Kreuzfahrtschiffe, sondern gegen die Ausflugsbusse. Bei unserem Schiff standen hier vielleicht 8 Busse, genau habe ich aber nicht geschaut. Bei riesigen Schiffen, sollen hier bis zu 90 Busse stehen. Da nicht alle gleichzeitig an den Anleger passen, verstopfen sie die engen Gassen der Stadt und danach die engen Straßen durch das Land. So hat es unser örtlicher Reiseleiter, ein seit 40 Jahren hier lebender waschechter Bayer, erzählt.
Die in der Ausflugsbeschreibung angekündigte schöne Landschaft und die hübschen Küstenorte werden zwar durchfahren. Da aber beidseits der Straße meist hoher Buschwuchs ist, sieht man nicht viel von der Landschaft.
Und an Küstenorte kann ich mich an keinen außer Kinsale erinnern.
Trotzdem, es war ein netter Ausflug. Das Fort ist riesig, wurde Ende des 17.Jahrhunderts erbaut und sternförmig angelegt, um Kanonenangriffen besser zu widerstehen. Von dort aus konnte die ganze Bucht überwacht werden.



Erbaut wurde das Fort 1678- 1681an Stelle einer älteren Festung.
Wie so oft, gab es jedoch eine Schwachstelle in den scheinbar uneinnehmbaren Mauern, und mit List, Verrat und Tücke wurden die Iren besiegt, das Fort eingenommen und von den Engländern besetzt.


Lange Zeit benutzten es die Engländer als Kaserne, haben es aber 1921 nach Unterzeichnung des englisch- irischen Friedensvertrages aufgegeben.
Im irischen Bürgerkrieg 1922 wurde das Fort niedergebrannt. Ohne Dächer standen dann die Reste herum, die mittlerweile aber wieder recht gut instand gesetzt wurden, sodass die Besichtigung gefahrlos ist.






Nach der Besichtigung des Forts fahren wir in das nahe Städtchen Kinsale. Ein bisschen Landschaft zeigt sich bei der Abfahrt vom Fort.


In Kinsale und haben etwas Freizeit.
Die Häuser im kleinen Stadtkern sind hübsch hergerichte und oft quietschebunt angestrichen. Hier sollen sich besonders gerne Künstler niederlassen, heißt es.












Danach geht es zum Schiff zurück.


Wegen langer Staus auf den Straßen kommen wir spät an. Aus dem erträumten Rundgang durch Cobh wird nichts mehr. So bleiben nur die Fotos vom Schiff aus bei der Ein- und Ausfahrt.

Cobh kann mit einigen Schlagzeilen aufwarten. Ein paar Minuten haben die Räume des alten Bahnhofs am Anleger noch geöffnet. Dort, im Cobh Heritage Center, gibt es ein paar Infos.

1838 startete hier die erste Dampfschifffahrt zwischen Irland und England.

Während der großen Hungersnot in Irland (1845-1851) gingen etwa 2 Millionen Iren in Cobh auf ein Schiff, um nach Amerika auszuwandern.

Im April 1912 lag in Cobh die Titanic auf Reede. Von hier aus trat sie ihre Jungfernfahrt an, die, wie ja bekannt ist, mit ihrem dramatischen Untergang endete.




                                             oben:   typisches Auswanderergepäck...


Die Statue zeigt die 15-jährige Annie Moore, die mit ihren 2 Brüdern ein Auswanderungsschiff nach Amerika betrat und als erste auf Ellis Island als Immigrantin dokumentiert wurde.

Wir verlassen jetzt Cobh, leider ohne es besichtigt zu haben.





Das Lotsenboot hat schwer mit den Wellen zu kämpfen.



Gerade hier ist mir wieder einmal deutlich geworden, wie wenig Kreuzfahrten oft an Einblick in ein Land bringen. Eigentlich habe ich jetzt fast gar nichts von Irland gesehen.
Es ist sehr schön in Irland, aber das weiß ich nur von einer Rundreise durch das ganze Land.

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